Artikel - Dreck gehört zum Spaß am Crosslauf

Artikel aus dem Höchster Kreisblatt vom 24.3.2004:

Bad Soden. "Endlich mal wieder ein richtiger Crosslauf!" So oder ähnlich äußerten sich die meisten Teilnehmer des 3. Bad Sodener Crosslauftags, bei dem auch die Kreismeister ermittelt wurden. Verwundert hätte es aber nicht, wenn die Mehrzahl der Kommentare weniger positiv auf, "so eine Schlammschlacht", gelautet hätte. Die Wiesenwege im Neuenhainer Sauerborn mit einem steilen, erdigen Anstieg und einer Bachdurchquerung wurden bei stetig stärker werdendem Regen mit jedem der neun Läufe tiefer und glitschiger, wodurch das Schuhwerk – manchmal auch der Querfeldeinläufer von Kopf bis Fuß – deutliche Kampfspuren davontrug.

"Man soll ja dreckig werden, das macht den Spaß beim Crosslauf aus", beschrieb die mit Abstand schnellste Frau Stefanie Struschka schmunzelnd das spezielle Querfeldein-Gefühl. Dabei ist die Polizistin bisher – etwa durch ihre Siegesserie beim Wallauer Mittsommerlauf – eher als Spezialistin für die festen Untergründe bekannt gewesen. Erst seit dieser Saison ist sie verstärkt als Querfeldeinläuferin unterwegs, um bei der Europäische Polizei-Meisterschaft am Wochenende in Warschau mit ihrer Mannschaft vom PSV Kassel um einen vorderen Platz mitzulaufen. Dass sie als Zweite der nationalen Polizeimeisterschaften den Weg nach Neuenhain fand, mag den gestiegenen überregionalen Stellenwert der Veranstaltung der LG Bad Soden/ Neuenhain genauso unterstreichen wie der Sieger des Männerrennens.

Der eindrucksvoll vornweg laufende und auf den kraftzehrenden vier großen Runden (8,4 Kilometer) kaum nachlassende Alexander Kerber war mit zwei Mannschaftskollegen vom USC Heidelberg in den Taunus gekommen. Der 22-Jährige zeigte als "reiner Bahnläufer" mit dem Saisonziel Deutsche Meisterschaften über 1500 Meter, dass sich Klasse auf jedem Terrain durchsetzt. Vielleicht lag es aber auch ein wenig daran, dass Kerber mit zwölf Millimeter langen Spikes über das wahrscheinlich beste Schuhwerk verfügte. Praktisch alle Starter der LG Eppstein/Hornau hatten auf normale Laufschuhe gesetzt. Von ihnen konnte nur Uli Franke zu Beginn des Lauftages auf der 3-km-Mittelstrecke im mit sieben Sekunden gewonnenen Zweikampf um den Kreismeistertitel gegen Tommi Mäkitalo von der "jungfräulichen" Piste profitieren. Auch wegen dieses Materialnachteils blieben die beiden "großen" Kreismeistertitel fast zwangsläufig in Bad Soden. Bei den Frauen wollte Siegerin Irene Günther ihren Heimvorteil nicht leugnen und entschuldigte sich fast dafür, dass "unsere Schnellste" (Günther) Teresa Ebert aus beruflichen Gründen fehlte. Augenscheinlich ist aber, dass die Bad Sodener Frauengruppe mit den weiteren Neuzugängen Sabine Giller und Nadia Koridaß an Substanz gewonnen hat und sich mannschaftlich den Männern annähert. Deren Schnellster war Triathlet Michael Böhler, der am Morgen noch drei Stunden auf dem Rennrad trainiert hatte und an seinem ersten Jahreswettkampf im Hinblick auf den Ironman Germany "einfach Spaß" empfand. Den hatten die nächstbesten Main-Taunus-Läufer nur bedingt: Mäkitalo verlor den Kampf um den dritten Gesamtplatz knapp, Paolo De Benedictis rutschte nach seiner Aufholjagd drei Mal aus dem Schuh und ein Mal ganz aus und Franke schlidderte letztlich nur noch hoffnungslos um die Kurven. Die knappste Entscheidung lieferten sich bei den Senioren M 45 die drei Bad Sodener Konrad Giehl, Peter Eckes und Harald Eichhorn, für Giehl war sein Sieg ein geglücktes Comeback nach einem kompletten Jahr Wettkampfpause seit dem letzten Sodener Crosslauf. Wie fast schon üblich, bildeten die Jüngsten – beim Cross sind das die C-Schüler (Jahrgänge 1993/94) – die größte Einzelklasse. Den Spaß am Crosslauf kann man nicht früh genug erproben. (als)
md